- Tagmemik
- Tagmemik[zu Tagma] die, -, Sprachwissenschaft: Richtung des amerikanischen Strukturalismus, die in den 1950er-Jahren v. a. von K. Pike entwickelt wurde. Zugrunde gelegt wird ein Modell aus drei hierarchisch angeordneten Ebenen (phonologische, lexikalische und syntaktische Ebene), auf denen die jeweiligen Einheiten durch ihre Funktion verknüpft sind und durch gleichwertige Einheiten ausgetauscht werden können. Hierbei wird eine Leerstelle (slot) für die jeweilige Funktion durch austauschbare Einheiten einer Klasse (filler) besetzt. Als Element gilt das Tagma, die kleinste Einheit sprachlicher Substanz, die eine Funktion ausübt und im Rahmen eines Sinnganzen zum bedeutungstragenden Tagmem (im Unterschied zum Taxem) wird. Das Ermittlungsverfahren in der Tagmemik ist die Kettenanalyse. Über die Analyse von Sätzen und Texten hinaus wird auch versucht, mittels tagmemischer Verfahren größere Komplexe menschlicher Interaktion (z. B. den Ablauf eines Spiels) zu erschließen, wobei sprachliche Regularitäten (»behaviouremes«) im Zusammenhang mit bestimmten soziokulturellen Verhaltensnormen und unter Einbeziehung auch nonverbaler Aspekte beschrieben werden. Das tagmemische Modell wurde auch bei der Beschreibung noch unerforschter, exotischer Sprachen zugrunde gelegt.K. L. Pike: Language in relation to a unified theory of the structure of human behavior (Den Haag 21971);K. L. Pike: Text and tagmeme (London 1983).
* * *
Tag|me|mik, die; - [engl. tagmemics] (Sprachw.): Sprach- u. Grammatiktheorie, die sprachliches u. nicht sprachliches Verhalten zu integrieren sucht.
Universal-Lexikon. 2012.